Die Einbanddatenbank (EBDB) verfolgt das Ziel, die Einbanddurchreibungen und zunehmend auch digitalen Aufnahmen von Bucheinbänden des 15. und 16. Jahrhunderts in einer speziell auf die Anforderungen historischer Bucheinbände entworfenen Datenbank formal und inhaltlich zu erfassen.
Dafür wurden die in vielen großen Bibliotheken vorhandenen Sammlungen von in Papierform vorliegenden Einbanddurchreibungen zunächst gescannt und anschließend anhand eines einheitlichen Kategorienschemas in der EBDB erfasst. Der beschreibende Teil berücksichtigt neben formalen (Form, Größe) und inhaltlichen Aspekten (z.B. Motiv) v. a. Fragen der Zuschreibung von Werkzeugen (Werkstatt, Buchbinder) und Provenienzen (u.a. Supralibros, Widmungen). Neue Stempel, Platten und Rollen werden laufend ergänzt, vorwiegend mittels Durchreibungen, seit einiger Zeit auch mittels Streiflichtaufnahmen. Seit einiger Zeit werden der interessierten Öffentlichkeit zunehmend auch Digitalisate und Beschreibungen des gesamten Einbandes zur Verfügung gestellt, nicht zuletzt um die Zusammensetzung und Anordnung der einzelnen Werkzeuge zu verdeutlichen sowie Informationen über Material und Technik durch beschreibende Einbandelemente zu vermitteln.
Die Einbindung von Bildern ergänzt die verbalen Beschreibungen und bietet der Einbandforschung zudem visuelle Zuordnungs- und Recherchemöglichkeiten bislang größtenteils unpublizierten Materials.
Der weit überwiegende Teil der Datensätze in der EBDB basiert zurzeit noch auf historischen Überlieferungen. Dies trifft vor allem auf die älteren, nur teilweise oder gar nicht publizierten Durchreibungssammlungen von Paul Schwenke, Ilse Schunke, Konrad Haebler, Ernst Kyriss und anderen Einbandforscher*innen zu. Daraus resultiert die in vielen Fällen unbefriedigende und nicht mehr aktuelle Datenlage. Oft fehlen Angaben zu Signaturen, bibliographische Daten und Provenienzen. Bestandteile des Einbands, wie Leder, Schließen, Kapitale, Farben u.Ä., wurden nur in seltenen Ausnahmefällen übermittelt. Viele Werkzeug-Durchreibungen, die hier mit Zuordnung von Motiven und Werkstätten beschrieben werden, gehen auf die 1930er- bis 1970er-Jahre zurück. Daher sind Angaben über das Vorhandensein des Kulturobjektes, seinen Aufbewahrungsort oder den Zustand des Einbandes i.d.R. nicht aktuell und sehr oft auch nicht mehr überprüfbar (z. B. bei Kriegsverlusten). Positiv ausgedrückt: Die Einbandinformation kann dennoch in die EBDB integriert und damit für die Einbandforschung nutzbar gemacht werden, gerade weil es diese historischen Unterlagen noch gibt, mehr jedoch nicht. In diesen Fällen ist folglich auch kein Rückgriff auf die Originale möglich. Damit der historische Kontext der Angaben klarer hervortritt, wurde das Datenmodell um Existenzstatus und Autopsiedatum ergänzt. Es ist das Bestreben, den Datensätzen diese wichtige Information nachträglich mitzugeben, zumindest jedoch ihre Unsicherheit zu unterstreichen.
Nach wie vor stehen Werkzeuge und Werkstätten im Zentrum der Datenbank, bibliografische Informationen werden nur verkürzt angegeben. Nach Möglichkeit wird jedoch eine Referenz in einschlägigen Verzeichnissen wie GW, zukünftiges Handschriftenportal, VD16, VD17 u.a. genannt und auch über Nummern verlinkt. Durch die fortschreitende Digitalisierung in den Partnerinstitutionen werden zukünftig verstärkt Verlinkungen zu den Volldigitalisaten der in der EBDB relevanten Drucke und Handschriften inklusive ihrer Einbände nachgezogen.
Im Zuge des Relaunches der EBDB wurde das Datenmodell nicht nur um einbandbezogene Informationen erweitert, sondern die Möglichkeit der Anbindung von Personen, Körperschaften und Orten an die GND geschaffen. Aufgrund der oft unzureichenden Datenlage, insbesondere bei Provenienzen und vor allem bei Werkstätten (Notnamen), wird dieser Prozess der Datenanreicherung noch längere Zeit andauern und zwangsläufig unvollständig bleiben.
In Zukunft werden die Partner jedoch Einband- und Werkzeugbeschreibungen zunehmend anhand von Originalen und ihren Digitalisaten in die EBDB einbringen. Die fachliche Spezifität des Datenmodells wird erst in diesen Fällen seinen Nutzen voll entfalten können.
Die bewährte Einführung von Zitiernummern für Werkzeuge und Werkstätten wurde nicht nur beibehalten, sondern erweitert. Jetzt stehen diese eindeutigen Referenzierungen auch für Kulturobjekte (Buchbinderische Einheit) und Motive zur Verfügung (Zitierregeln).
Zur Orientierung über Motivwechsel anhand der Terminologie bzw. den Leitmotivbildern dient das Navigieren über die Motivthesauri. Es gibt sie für Stempel und für Rollen / Platten als Auswahlmöglichkeit rechts oben auf der Thesaurusseite.
Im Beispiel wird im Stempelthesaurus der Motivbaum "Eule" aufgesucht.
Anhand verschiedener Einstiege über die Suchfelder können Werkzeuge (Stempel, Rolle, Platte) und Motive gefunden werden. Zur näheren gezielten Erläuterung der Suchfelder nutzen Sie die Informationen via Tooltip über dem i. Das Ergebnis einer jeden Werkzeugsuche bildet eine elaborierte Trefferliste, die die Zusammenschau und Filterung verschiedener Werkzeuge und Motive ermöglicht. Per Mausklick im Header einer jeden Kachel der Trefferliste gelangt man zur Detailansicht des Werkzeugs / Motivs sowie über Mausklick im Footer zur Detailansicht der dazugehörigen Werkstatt. Dort sind die vollständigen Informationen zum betrachteten Treffer zu finden.
Die Beispielsuche beginnt mit dem Motiv "Auferstehung Christi". Nachträglich erfolgt eine Filterung auf Platten sowie eine Trefferreduktion auf die Werkstatt Linck in Halle.
Die kombinierte Werkzeugsuche wird unter Hilfe behandelt.
Buchbinderische Einheiten - auch Kulturobjekte (KOD) genannt - ermöglichen u.a. die Suche nach Einbandbelegen. Auch hierbei stehen verschiedene Suchfelder bereit. Zur näheren gezielten Erläuterung nutzen Sie die Informationen via Tooltip über dem i. Das Ergebnis einer jeden KOD-Suche bildet eine elaborierte Trefferliste, die die Zusammenschau verschiedener Treffer ermöglicht. Die vollständigen Informationen zu einer buchbinderischen Einheit erhält man jedoch via Mausklick über den Header (Signatur). Hier werden alle Informationen über verschiedene Reiter dargestellt.
Im Beispiel wird die Suche nach allen KOD aus der Werkstatt Veit Punners demonstriert.
Die kombinierte KOD-Suche wird unter Hilfe näher erläutert.
Datensatzart | Anzahl |
Werkzeuge: | 43.975 (35.998 Stempel, 2.895 Platten, 5.082 Rollen) |
Werkstätten: | 4.536 |
KOD / Einbandbeschreibungen: | 15.284 |
Bibliografische Beschreibungen: | 11.270 (9.779 Drucke, 1.489 Handschriften) |
Motivthesaurus: | 2.812 (1041 Stempelmotive, 1.771 Rollen- und Plattenmotive) |
März 2024: V 3.2.1
März 2023: V 3.1.5
Januar 2023: V 2.0.0
Herbst 2022: V 1.6.1
Dezember 2021: V 1.6.0
April 2021: V 1.5.0
Juli 2020: V 1.4.0
Anwendertreffen in Berlin (Mai 2019)
Onlinegang der neuen EBDB (01.10.2019); Weiterentwicklungen sind für eine 2. Phase geplant.
Anwendertreffen in Berlin. Die Beta-Version der neuen EBDB geht online.
Ein Team der Abteilung IDM der SBB-PK beginnt in Zusammenarbeit mit der zuständigen Fachabteilung Historische Drucke mit einer Neugestaltung der Einbanddatenbank (EBDB).
2016
Weitere Partner sind dem Verbundprojekt EBDB beigetreten.
Die Datenbank ist nunmehr 16 Jahre online, in der SBB-PK fällt die Entscheidung zu einem umfassenden Relaunch.
2009
Mit der Bibliothek der Radboud-Universität Nijmegen tritt der erste ausländische Partner dem Verbundprojekt bei.
Im gleichen Jahr wird die Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg erster Projektpartner aus dem Bereich der kirchlichen Bibliotheken.
2005
Die EBDB hat sich in der Fachcommunity etabliert.
Ihre Webadresse (https://www.hist-einband.de) ist zum zentralen Anlaufpunkt für die Erforschung des Bucheinbands des 15. und 16. Jahrhunderts geworden.
Der kontinuierliche Dateninput, die wachsende Zahl von Images und der Beitritt weiterer Mitglieder in das Verbundprojekt erfordern bessere technische Lösungen. Es erfolgt eine Migration der Datenbank in ein zeitgemäßes Datenbanksystem auf der Basis von MySQL.
2003
Die Bayerische Staatsbibliothek München (BSB) mit ihren umfangreichen Sammlungen von Einbanddurchreibungen tritt dem Verbundprojekt bei.
2001
Die drei Bibliotheken stellen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Antrag auf Förderung eines projektbezogenen Datenverbundes zur Erschließung ihrer Sammlungen von Einbanddurchreibungen.
1999
Auf der Basis von Allegro C wird an der SBB-PK die Einbanddatenbank (EBDB) programmiert.
Neu und völlig innovativ ist dabei der Ansatz, die auf den Einbänden vorhandenen einzelnen Werkzeuge - Stempel, Rolle und Platte - in den Fokus zu stellen und jeder Beschreibung ein Image beizufügen.
1998
Gemeinsam entwickeln SBB-PK, HAB und WLB die Idee einer Datenbank zum Nachweis der Werkzeuge auf Bucheinbänden des 15. und 16. Jahrhunderts. Grundlage sollen die Durchreibungssammlungen von Ilse Schunke und Ernst Kyriss sowie die in Wolfenbüttel gesammelten Einbanddurchreibungen sein. Ein Verbundprojekt soll entstehen, das für weitere Mitglieder offen ist.
1996
In Leipzig gründet sich der Arbeitskreis für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände (AEB).
Als eines der wichtigsten Ziele wird die Etablierung eines zentralen Nachweisinstrumentes für die Bucheinbände der Frühen Neuzeit postuliert, das die gedruckten Repertorien ergänzen und mittelfristig ersetzen kann. Die SBB-PK erklärt, die Arbeit des AEB und seine Ziele zu unterstützen.